Von der Rennstrecke ins Rottal

PNP stellt die schönsten Oldtimer vor: In der Sammlung von Dieter Keneder befindet sich auch ein 270 PS starker Lotus

Laura Stewart 05.01.2021 | Stand 04.01.2021, 17:26 Uhr

Von der Rennstrecke ins Rottal

Ein seltenes Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg: Dieter Keneder präsentiert stolz seinen Mercedes L1500S Mannschaftswagen aus dem Jahr 1943.

Schönau. "Während andere zum Wirt gehen, bin ich hier in meiner Werkstatt", erzählt Dieter Keneder aus Schönau. Doch das ist keine gewöhnliche, denn in seiner großen Garagenhalle tüftelt und schraubt der 79-Jährige an seinen vier Oldtimern: ein BMW 323i, ein Austin Seven, ein Lotus Seven und – sehr außergewöhnlich – ein Mercedes L1500 S aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Seine Vorliebe gilt aber nicht nur alten Autos. An den Wänden hängen Bilder aus Kindheits- und Jugendtagen, alte Radios aus den 50er Jahren spielen Musik, auf dem Tisch liegen alte Dokumente, Bücher und Schriftstücke umher und im Schrank daneben befindet sich eine beachtliche Plattensammlung. In seiner Halle verbringt Keneder Stunde um Stunde, trifft sich mit Freunden und schwelgt in alten Erinnerungen. Immer mit dabei sein kleiner Hund Sammy.

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Bis die letzten Arbeiten fertig sind, muss der BMW 323i noch eine Weile in der Garage stehen. −Fotos: Stewart

Das Liebhaber-Gen für motorisierte Fahrzeuge scheint in der Familie zu liegen. Bereits sein Vater arbeitete als Chauffeur, fuhr in seiner Freizeit leidenschaftlich Motorradrennen und schraubte gerne an allem herum, was einen Motor hatte. Stolz zeigt Keneder die Patenturkunde seines Vaters für "drehbar gelagerte vordere Scheinwerfer", wie es in dieser aus dem Jahr 1929 heißt.

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Der weinrote Rennwagen hat 270 PS unter der Haube: Seit 30 Jahren ist der Lotus Seven im Besitz von Dieter Keneder.

Im Jahr 1948 gründete sein Vater das Busunternehmen Keneder, das noch heute im Besitz der Familie ist. "Ich selbst bin eigentlich gelernter Mechaniker. In den 80er Jahren übernahm ich dann den Betrieb. Vor sieben Jahren gab ich es an meinen Sohn weiter", erzählt Keneder. Dieser ist auch selbst gelernter Kfz-Mechaniker und hilft seinem Papa bei den Schraubarbeiten.

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"Der kleine Engländer", so nennt Keneder nicht ohne Stolz seinen ältesten Oldtimer. Der Austin Seven stammt dem Jahr 1937.

Seine Leidenschaft für Oldtimer hat sich Keneder schon sehr früh angeeignet. "Bereits als junger Bursche habe ich gerne alte Autos hergerichtet und wieder verkauft." Am längsten in seinem Besitz befindet sich ein BMW 323 i aus dem Jahr 1979. "Ich habe ihn damals von Bekannten gekauft, da war er gerade einmal ein paar Monate alt", erzählt er. Mittlerweile bekam der blaue Benziner eine neue Karosserie und neue Felgen. "Da die Radmuttern kaputt waren, haben wir leere Patronenhülsen verwendet", erklärt er lachend. Aktuell verweilt der BMW mit seinen 143 PS noch auf der Hebebühne, aber heuer im Sommer soll er mit seinem Sechszylindermotor wieder über die Landstraßen fegen.

Der älteste Oldtimer in der Garage ist ein Austin Seven aus dem Jahr 1937. Der "kleine Engländer", wie Keneder ihn liebevoll bezeichnet, birgt gerade einmal 20 PS unter seiner grünen Haube. "Damit fällt man definitiv auf", erzählt er lachend. Vor gut 20 Jahren hat er den Benziner in Wurmannsquick ersteigert. "Er ist einfach sehr nett zu fahren. Mit ihm habe ich immer gerne gemütliche Ausflüge gemacht."

Dagegen stellt sein Lotus Seven ein ganz anderes Kaliber dar. Der ehemalige Rennwagen aus den 70er Jahren wird mit 270 Pferdestärken angetrieben. "Der geht, als wäre es der letzte Tag", merkt er an. Dieses Schmuckstück kaufte Keneder im Jahr 1990 im Bayerischen Wald. "Ich war damals sehr krank und ganze 17 Wochen im Krankenhaus. Ich dachte, jetzt ist es vorbei", erzählt er. Nachdem er sich weitestgehend wieder erholt hatte, erwarb er den kleinen roten Flitzer. "Ich habe den Motor umgebaut und bin dann größere Ausflugstouren, auch in die Berge, gefahren."

Lkw-Cabriolet aus dem Zweiten Weltkrieg

Das größte und vor allem auch geschichtsträchtigste Fahrzeug in seinem Fuhrpark ist ein Mercedes L1500S Lkw-Cabriolet von 1943. "Diese sind ganz selten und es gibt auch kaum noch welche", erklärt er. Seit etwa zehn Jahren ist der Mercedes in Keneders Besitz. "Ich hab ihn vom Auto-Park Auwärter Museum aus Pilsting. Der Leiter hatte mich damals gefragt, ob ich ihn haben will. Und zu so einem Angebot sagt man definitiv nicht nein. Er hat mir außerdem auch sehr gefallen." 2400 Kilogramm bringt der moosgrüne Achtsitzer auf die Waage. Zu Kriegszeiten diente der Fahrzeugtyp als Mannschaftswagen.

"Nach dem Kauf habe ich bei Mercedes nach einer Ersatzteilliste gefragt", erzählt er. "Und tatsächlich haben sie mir diese aus dem Archiv geholt und zugeschickt", freut sich der 79-Jährige. Bislang hat der Tüftler nur Lenkung und Zylinderkopf bei seinem Oldtimer erneuern müssen. Hier und da macht Keneder kleine Spazierfahrten mit dem 60 PS starken Mannschaftsgefährt. Auch als Hochzeitswagen war er schon im Einsatz. "Der Lkw hat nur vier Gänge und ist etwas kompliziert zu fahren, aber das bin ich zum Glück noch von früher gewöhnt", erzählt er lachend.

Laura Stewart

 

 

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