Oldtimer erobern die Rennbahn

Großes Treffen lockt über 2000 Fahrzeuge und mehr als 12 000 Besucher an – Rosai: "Alles einwandfrei gelaufen"

28.05.2022 | Stand 28.05.2022, 00:42 Uhr

 Oldtimer erobern die Rennbahn
Im schmucken Alfa-Romeo Cabrio von Armin Philipp drehten Bürgermeister Wolfgang Beißmann und sein Sohn Florian eine Ehrenrunde. Zuschauer waren der Vorsitzende der Rottaler Oldtimerfreunde, Udo Rosai (hinten rechts), und sein Stellvertreter Thomas Gotzler. −Foto: hl

Pfarrkirchen. "Es ist traumhaft", schwärmte Udo Rosai, Vorsitzender der Rottaler Oldtimerfreunde, schon kurz nach dem Start des Old- und Youngtimer-Treffens, das nach drei Jahren wieder auf der Pfarrkirchner Rennbahnstattfinden konnte. Am Ende waren es am Vatertag über 2000 Besitzer alter Fahrzeugen, die aus ganz Bayern und darüber hinaus in die Kreisstadt gekommen waren. Und auch die Besucherzahl klingt rekordverdächtig: Über 12000 kamen laut Rosai. Entsprechend viel los war auf den Straßen rund um das Oval sowie in der ganzen Stadt.

"Wir haben um 11 Uhr kurz überlegt, ob wir die Rennbahn wegen des Andrangs schließen müssen", sagte Rosai gestern. "Doch dann nahm der Strom an Fahrzeugen etwas ab und wir haben es auch so hinbekommen." Kein Wunder, dass der Vorsitzende des ausrichtenden Vereins rundum zufrieden ist. "Die Rennbahn war bummvoll, aber alles lief einwandfrei." Dies sei auch den rund 140 Helfern zu verdanken, so Rosai weiter. Dabei habe man Unterstützung von den Pfadfindern und der Mittelschule Pfarrkirchen sowie den Jugendrotkreuzlern aus Pfarrkirchen und Triftern bekommen.

Bestes Wetter mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, gute Stimmung, unzählige ältere Fahrzeuge auf zwei, drei oder vier Rädern und ganze Familien, die den Vatertag nutzten, um sich die Fahrzeuge ganz aus der Nähe ansehen zu können – auch Bürgermeister Wolfgang Beißmann war angetan. Fast drei Jahre sei das letzte Treffen jetzt her, "länger hätten die schönen Autos und Motorräder nicht mehr in den Garagen bleiben sollen, denn einmal im Jahr gehören sie nach Pfarrkirchen auf die Rennbahn", sagt er und lobte die die Organisatoren der Großveranstaltung: "So etwas ist ein gigantisches Teamwork."

Auf dem Gelände standen sie dicht an dicht große Ami-Schlitten, knuffige Kleinwagen wie Fiat 500, Trabant oder Isetta, historische Feuerwehrfahrzeuge, Traktoren, Mopeds und Motorräder, britische Roadster und italienische Sportwagen und jede Menge Mercedes Benz – jedes Auto mit seinen Besitzern und mit seiner Geschichte. Gar nicht so groß, aber sehr selten und sehr praktisch: Mit ihrem Wohnwagen zogen Renate und Sepp Schmid aus Bad Füssing die Blicke auf sich. Denn das fahrbare Ein-Zimmer-Appartement aus dem Jahr 1954, stilecht angehängt an einen der ersten Audi 80, lässt sich komplett zusammenfalten und wird zum unscheinbaren Anhänger. Ausgeklappt schlafen die Schmidts hier gemütlich, zum Frühstück werden die Betten zu Sofas, eine kleine Küche mit Spüle, ein altes Radio und ein Kaffeeservice sind immer an Bord. Sepp Schmid hat den Klapp-Wohnwagen in Wien entdeckt, ein paar Monate haben die Restaurationsarbeiten gedauert, jetzt ist der Wohnwagen ein echter "Hingucker".

Von der "Ente" bis zum Cadillac

Gemütlich gemacht haben es sich an einem Klapptisch auch drei nette ältere Herren: Jürgen Bürger, Grado Fahsig und Josef Ettinger aus dem westlichen Landkreis Rottal-Inn sind mit ihren "Enten" nach Pfarrkirchen gekommen. Die Citroën 2 CV in knalligen Originalfarben sind ihre Leidenschaft schon seit Jahren. Alle drei sind Rentner, haben also Zeit für die eine oder andere Ausfahrt. Mit 27 PS ist man gemütlich unterwegs, sagen sie – und so langsam sind die Enten gar nicht, "die schwimmen gut mit im Verkehr, wenn man kein Raser ist", so Jürgen Bürger, der zuhause noch einen Lada Niva stehen hat – und der ist auch nicht viel schneller.

Ganz anders ist Harald Weber unterwegs: 258 PS hat sein Chevrolet Bel Air, der problemlos aus einem amerikanischen Spielfilm der 60er Jahre stammen könnte: kein Wunder, er stammt aus dem Jahr 1958, damals durften Autos noch üppig und durstig sein, 15 Liter auf 100 Kilometer. Harald Weber dürfte froh sein, dass er für den Alltag noch einen Opel Rekord aus den 80ern sein Eigen nennt. Der Chevy wird für die Fahrt ins Eiscafé genutzt, Sohn Jonah ist dann gerne dabei.

Noch ein überdimensionierter Ami-Schlitten steht auf dem Rasen, daneben ratschen gemütlich Elisabeth, Elvira und Lisa, drei Damen aus Zell bei Arnstorf. Einen Cadillac Coup de Ville haben sie nach Pfarrkirchen gebracht. Elisabeths Mann war der Chauffeur, das Auto stammt aus dem Jahr 1956. "Kurven mag er nicht so", sagt Elisabeth, meint aber den Chevy, nicht ihren Mann. Übrigens: zuhause steht in der Garage noch ein Lincoln Cabrio, das ist auch nicht kleiner.

Und natürlich gibt es die Youngtimer: Linda und Thomas Wenninger sind mit einem Ford Capri, Baujahr 1980, angefahren, das Nummernschild zeigt "Eggenfelden", doch die beiden kommen aus Simbach a. Inn. Allerdings gab es die gewünschte Buchstabenkombi im Nummernschild nicht mehr mit "PAN". Und Thomas Wenninger weiß: "Vor 40 Jahren wäre ich mit diesem Auto der König gewesen auf jedem Disco-Parkplatz."

Rundherum gab es noch viele Teilestanderl (die Anbieter kommen aus ganz Europa), Kaffee, Kuchen und das eine oder andere – für Autofahrer natürlich alkoholfreie – dazu Musik und Programm auf der Bühne. Für Tausende Besucher ist klar: Einen Vatertag kann man nicht besser verbringen als hier auf der Rennbahn. − hlWeitere Fotos zum Oldtimertreffen finden Sie auf Seite 20 und ein Video unter pnp.de/video.

 

Impressionen vom Oldtimertreffen 2022